Ein Brevet (frz. Beurkundung, Diplom) ist eine Langstreckenprüfung für Radfahrer, die nach dem Reglement des Audax-Clubs Parisien ausgerichtet wird. Es ist eine „Kilometerprüfung“, mit der ein Radfahrer zeigt, dass er eine vorgegebene Strecke aus eigenen Kräften innerhalb eines festgelegten Zeitraums zurückgelegt hat. Jeder volljährige Radfahrer ist herzlich eingeladen und willkommen, nach entsprechender Anmeldung beim jeweiligen Organisator an Brevets teilzunehmen; es ist keinerlei Vereinsmitgliedschaft, Lizenz oder ähnliches erforderlich.
Was für Brevets gibt es?
Zu den Qualifikationsbrevets zählen Strecken von je 200km, 300km, 400km und 600km. Bewältigt der Randonneur diese Serie innerhalb eines Jahres (März-Juli) erfolgreich in aufsteigender Reihenfolge ist er in diesem Jahr als „Super-Randonneur“ zur Teilnahme an Paris-Brest sowie vielen anderen nationalen und internationalen Veranstaltungen qualifiziert.
Das Zeitlimit bei den jeweiligen Brevets ist wie folgt: 200 km, 13,5 Stunden (Ø 14,8 km/h) 300 km, 20 Stunden (Ø 15,0 km/h) 400 km, 27 Stunden (Ø 14,8 km/h) 600 km, 40 Stunden (Ø 15,0 km/h) 1000 km, 75 Stunden (Ø 13,3 km/h) 1200 km, 90 Stunden (Ø 13,3 km/h) |
Charakter der Veranstaltung
Trotz des sportlichen Charakters sind Brevets ausdrücklich keine Rennen. Viele Fahrer wollen „nur“ die Strecke innerhalb des Zeitlimits schaffen, sie legen wenig Wert auf schnelle Zeiten. Jeder Teilnehmer ist grundsätzlich für sich selbst verantwortlich und sollte die jeweilige Strecke auch alleine zurücklegen können.
Jeder Fahrer legt seine Geschwindigkeit, Pausen und Schlafpausen selbst fest. Manch einer fährt nur allein, andere sind ständig in einer gut laufenden Gruppe unterwegs und viele wechseln die Gruppen oder fahren allein - je nach Lust, Laune und Gelegenheit. Das macht Spaß und bringt Abwechslung in den ganzen Haufen. Bei einem Brevet fährt man nicht gegeneinander, sondern man absolviert ein Brevet als ein Miteinander.
Oberstes Gebot ist und bleibt trotzdem für jeden einzelnen: Vorankommen, mit unbedingtem Willen das Ziel im Zeitlimit zu erreichen. Die Fahrweise eines Randonneurs unterscheidet sich von einem Rennfahrer vor allem darin, dass er in der Regel versucht, möglichst lange und möglichst gleichmäßig zu fahren; kraftsparend, effizient und befriedigend ist ein ruhiges, gleichmäßiges Tempo; den dosierten Kraftaufwand beibehaltend, spielt sich auf Dauer ein Rhythmus ein, der weit, weit trägt; das Ganze verbunden mit möglichst wenig und möglichst kurzen Pausen. Zu hetzen, sich zu verausgaben, zu überziehen, zu schnell zu sein - was dann zwangsläufig durch entsprechend längere Pausen wieder ausgeglichen werden muss –, kann ein individueller Stil sein, bringt aber letztendlich keine Vorteile. Es ist das Rennen von Hase und Igel.
Für viele sind die Brevets auch ganz einfach eine Gelegenheit, um sich mit Gleichgesinnten zu treffen und auszutauschen, längst schon haben sich viele Freundschaften gebildet – wenn man so lange Zeit zusammen (vor allem nachts) unterwegs ist, bilden sich oft eingeschworene Gemeinschaften, die auf Gedeih und Verderb zusammenbleiben, was aber von keinem als Verpflichtung gesehen wird.
Randonneure, obwohl meist Individualisten, sind bekannt für ihren Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft (nicht nur) untereinander. (Wahrscheinlich liegt es daran, dass keinerlei Zwänge ausgeübt werden – da hilft man sich einfach ganz freiwillig und gern bei jeder Gelegenheit – durchaus auch im Bewusstsein, dass es das nächste Mal einen selbst treffen könnte…)
Regeln
Brevets werden im öffentlichen Straßenverkehr ausgerichtet. Im Gegensatz zu Radrennen findet keine Absperrung der Strecke statt, die Radler fahren auf eigene Gefahr und Verantwortung. Die abzufahrenden Strecken sind nicht ausgeschildert.
Es gibt keinerlei Unterstützung, Pannenhilfe, Besenwagen oder Ähnliches, die Verpflegung unterwegs ist alleinige Sache der Teilnehmer. Begleitfahrzeuge sind generell unerwünscht bzw. verboten. Brevets werden bei jeder Witterung durchgeführt.
Jeder Teilnehmer erhält eine Kontrollkarte. Auf der Kontrollkarte sind mehrere Kontrollstellen vorgegeben, an welchen sich der Fahrer die Durchfahrt mit einem Stempel in seine Kontrollkarte bestätigen lassen muss. Datum und Uhrzeit trägt der Teilnehmer selbst in die Kontrollkarte ein. Kontrollstellen sind meist Tankstellen, Bäckereien, Cafés oder ähnliches (auch Polizeiposten waren schon dabei), meist mit Verpflegungsmöglichkeit. Um Abkürzungen der vorgegebenen Strecke zu verhindern, gibt es manchmal nicht vorher angekündigte Kontrollen durch den Organisator, sogenannte Geheimkontrollen. Bei Unvollständigkeit oder Verlust der Kontrollkarte, wird ein Brevet i.d.R. nicht anerkannt.
Ein erfolgreiches Brevet wird über den jeweiligen Organisator durch den Audax Club Parisien „homologisiert“ (anerkannt und registriert) und dient dann weltweit auch als Qualifikation für nationale und internationale Brevets des Weltverbands Audax Mondiaux sowie für die Königsveranstaltung und letztendlich Urgrund, Höhepunkt und Ziel unseres ganzen Treibens, für die Teilnahme am Mythos: Paris-Brest-Paris.
Die verschiedenen deutschen Organisatoren, Termine und weitere Infos findet Ihr auf der Homepage von
Audax Randonneurs Allemagne (ARA); www.audax-randonneure.de