Vogesen-Brevet 10.05... Blauäugig... oder die Grenzerfahrung eines Neulings

Autor
Manfred Heller
Datum
27.05.2014

Um 7:00 sind wir im Augustiner in Freiburg angekommen. Bernhrad meine Mitfahrgelegenheit aus Untertürkheim, ein erfahrener Brave-heart… Brevet-finisher. Paris Brest Paris… ohne WORTE… dies zeigt auch sein Trikot hat die Ruhe weg.

Die Stimmung beim ausgiebigen Frühstück ist familärer entspannt. Die beiden Veranstalter, Walter und Urban haben ganze Arbeit verrichtet… klasse… Croissant, Wurstplatten, Käse stimmen uns auf unser Fahrt ins Elsaß ein.

Kurz nach 8.h erfolgte der Start. Ca 90 Radounnere rollen an der Dreisam entlang Richtung Westen. BRM400 2014Auf was hab ich mich da eingelassen? 250 km war seither meine längste Radtour. O.K. Ötztaler 2 mal gefinisht, etliche Radmarathons in unseren Nachbarländern sowie vier Etappenfahrten in den Pyrenäen und fränzösischen Alpen ließen die zu erwartenden Höhenmeter nicht abschrecken. Nur hier und heute wird es kein abendliches Zusammensitzen, frischgeduscht beim Weizen geben. Ein ausgiebiger Schlaf ist auch nicht zu erwarten. Genau diese Herausforderung haben ich gesucht. Sich selbst zu verpflegen, orientieren und fahren bis Körper und Geist an seine Grenzen kommt.
 
Nach 20 km über den Kaiserstuhl (Vogelsangpaß) den Rhein nach Guebersschwihr (km 61 Col du Hundsplan ) erwartet uns eine Schiebeparty.BRM400 2014 Kopfsteinplaster mit gefühlten 25 % welches mir die erste Erkenntnis bringt MTB-Schuhe sind bei den Brevets angebracht. Material… die ewige Frage… was ist für was das Richtige… Wichtige….Hier hat, wie zu beobachten Jeder seine eigene Philosophie was man an Ausrüstung dabei hat. Ich hatte mich für eine Lenkertasche und eine Sattelstützentasche entschieden.     
   
Nach Km 140 hatten ich Col du Amic (825 m) und Col du Hundsrück (748 m) hinter mir gelassen. BRM400 2014In Belfort verlor ich die kleine Gruppe mit der ich die letzten 6 Stunden gefahren bin. Nun war es Zeit sich zu verpflegen. Randonneurs sind Individualisten. Die einen fahren noch weiter, der ein oder andere macht eine Pause. Nach einer freien Kontrolle in einen Lottogeschäft habe ich mich mit schwarze Zuckerwasser (Cola) und in einer Boulangerie (Bäckerei) Baguette  Schinken/Käse, Wasser eingedeckt.

Solang wie möglich fahren, denn die NACHTFAHRT  mit Narbendynamo und Leuchtweste war für mich die zweite Erfahrung und auch die große Unbekannte. Wohl mit diesen Gedanken und damit verbundenen Risiken was wäre wenn und ….und….fuhr ich an der Abzweigung nach ca KM 150 zum Ballon  de Servance (1158 m) vorbei. Der Garmin-Navi zeigt noch die D16 an.
Ich war auf dem Weg zum Planche du Belle Filles  (1147 m) - 5,5 km und zusätzliche 500 m auf einer Einbahnstraße , die mir bis dahin noch nicht bewußt war.BRM400 2014

Nach gefühlt der Hälfte der Strecke kam mir dann ein Randonneur (Hans-Georg Haus) entgegen. Er war noch der Meinung wir müssten doch falsch sein. Ich teilte "leider" nicht seine Meinung und wir fuhren beide zum Gipfel.

WER LESEN KANN IST IM VORTEIL. Wie hart holte mich doch diese Floskel ein.
 
Hans-Georg Haus…..Sorry….Du hattest recht…..hoffentlich bis du noch gut durchgekommen…..leider habe ich in bei der Anfahrt zum Ballon de Servance verloren. BRM400 2014Über 10 km Umweg ….naja,  aber die Höhenmeter…die Körner…
 
Ich könnte ko…tzen…
 
Auf der Abfahrt vom Ballon de Servance beginnt es zu regnen. Warme, wasserdichte Seal-Skin-Handschuhe aus meiner Motorradausrüstung sowie Überschuhe geben ein angenehmes Gefühl. Einen Tag zuvor hatte ich mich noch bei einen großen Motorradausstatter mich mit einer leichten wasserdichten Regenjacke ausgestattet. BRM400 2014O.K. das Ding war nicht atmungsaktiv , aber bei den gefühlten eisigen  Temperaturen (10 grad??) auf dem Gipfel zählt weder Schön - noch Ästhetikpreis ….nützlich muß es sein. Auch dies ist ein weitere Erfahrung auf dieser Grenzfahrt.
 
Vorbei an unzähligen Seen und Tümpeln,Teichen (von den Veranstaltern so treffend beschrieben) kreisten meine Gedanken zwischen " SO ..jetzt haste DU ja deine GRENZERFAHRUNG…" Regen,Kälte,erst 170 km auf dem Tacho
Hunger setzt auch schon wieder ein…UND dem "WAS ? zum Teufel mach ich hier eigentlich???
Weiterfahren…..
Da treffe auf "Jörg". Platten am Straßenrand! "Alles Klar?.....JA..JA…Fahr zu….Irre die Jungs…..ein paar Minuten später rollen wir gemeinsam dem Gegenanstieg Col de Croix entgegen. Wir beschliessen das "Abendmahl" gemeinsam bei nächst kommender Gelegenheit einzunehmen. Kurz vor Faucognay et la Mer treffen wir auf "Robert" aus Tuttlingen. Er lag im Hauseingang eines Ausiedlerhof.Hier wollte er eigentlich einen kleine Nachtruhe einlegen.
Gemeinsam nehmen wir uns ABENDMAHL.BRM400 2014

Bei Panache (Radler),Kaffee und einer französischen Version eines "Burger".mit Kartoffelpulver puschen wir uns zur nächtlichen Weiterfahrt.
Gemeinsam beschliessen wir in die Nacht hinein so lang wie möglich gemeinsam zufahren. Um 22.45 , der Regen hat aufgehört, setzen wir die Fahrt fort.Nach Mitternacht durchfahren wir die verschlafene Kurstadt Luxeuil-les-Bains. In Plombieres les Bains hingegen ist das Nachtleben noch vom im Gange. Die rauchende Jungend versammelt sich vor den Bars und Kneipen und kommentiert unsere Durchfahrt mit Kopfschütteln und Anfeuerungsrufen.
Unsere Wasserflaschen werden gerne ohne jegliches Entgeld am Tresen gefüllt.

Nach einem weiteren Anstieg umfahren wir Remiremont und erreichen Gerardmer nach 290km. Ein halbstündiger Schlafpause in einem ultraleichten Biwaksack (auch an dieser Stelle wieder Dank an den Ausrüstungstipp der Veranstalter) und einer Dose von dem klebrigen Zeug mit dem Roten Bulle,sowie das letzten Stück Salamibrot erreichen wir um 5.55 h den Gipfel des Col du Bonhomme.

Gegen 7.00 durchfahren wir auf Kopfsteinplaster Kayserberg. BRM400 2014Die örtliche Boulongarie läßt sich auch nicht durch mitleidige Blicke durch Schaufenster zur einer vorgezogenen Öffnung erweichen.Bei sonntäglicher Morgenruhe nehmen wir die letzten 80 km unter die Räder. Bei Siglosheim wärmen wir uns mit Cafe , Croissants und Brioche. Da mein Navi -Akku bei km stand 348 km auf dem Col du Bonhomme seinen Betrieb eingestellt hat fahren wir nach Jörgs Vorgaben.

Sein Garmin stellt dann kurz vor Breisach/Grenzübergang jeglichen Betrieb ein.Jetzt nur nicht nochmals falsch abbiegen. Einen Teil der Rückfahrt nehmen wir entlang der B 31.Dies war keine kluge Entscheidung.
Wir sind zuweit südlich abgekommen.Über Tiengen,Sankt Georgen erreichen wir Freiburg.Gegen 10.00 stehen wir vor dem Augustiner.

Letzter Stempel an der Tankstelle gegenüber.Duschen auf dem Campingplatz und eine entspannde Heimfahrt bei einem Apfelschorle ,Peitschenstecker und Laugenbrötchen.
 
Irre…..448 km über 5.000 hm ….meine "Brevet" Prüfung bestanden. Vorgabe war 408 km in 27 Stunden.
 
Gezeifelt hatte ich zuvor nicht…doch während der Fahrt ….!!!!
 
DU KANNST MEHR ALS DU DENKST.