Schwarzwald-Bodensee-Brevet 2009

Autor
Urban Hilpert
Datum
18.07.2009

17.07.09, Keller, zuhause

Nun, da der Mensch im Allgemeinen und die spezielle Spezies der Randonneure im Besonderen, sehr dazu neigt, Geschehenes im Nachhinein allzu sehr zu beschönigen und zu verklären, kann ich nicht umhin, mal nicht, wie sonst so einen „Tag danach“, sondern einen „Tag davor“ Bericht zu schreiben.

Denn schon einen Tag danach, was sage ich, schon Stunden, Minuten, ja schon während eines Brevets werden unangenehme Ereignisse, Gefühle und Stimmungen im Gehirn umgewandelt, gedreht und beschönigt – oder dramatisiert und verschlimmert – je nachdem, wie es unserem Gehirn gerade in den Kram passt oder einem gerade besser nützt. Erinnerungen und sogar Wahrnehmungen sind keine Abbilder der Realität, sie sind lediglich ein Produkt der momentanen Stimmung und des momentanen „Nachdenkens“. (Im Wort „Nach-Denken“ steckt dies alles eigentlich schon drin). Diese Verklärung oder „Verschlimmerung“ bzw. Dramatisierung ist noch nicht einmal ein bewusster Prozess– sie geschieht einfach. Dies ist ein lange eingeübter und eingefahrener Prozess, verankert in Denkstrukturen und festen Bahnen im Gehirn, je nach Charakter neigt man zum einen oder zum anderen, ja es bildet ihn sogar. Einer der dazu neigt, Negatives im Nachhinein zu beschönigen, wird ein Brevet immer wieder fahren, einer der aus einer kleinen Schmerzmücke einen „ ich bin da fast gestorben-Elefanten“ macht“, wird es nie wieder tun. So sind wir Randonneure – und nur einer, der es immer wieder tut, ist einer - ein Verein, eine extreme Auslese von „im Nachhinein war es doch gar nicht so schlimm, ja, sogar richtig schön“ - Typen. Was mir nichts ausmacht, ist dies doch eine gute Voraussetzung für ein glückliches, erfülltes Leben, positive Dinge eher zu überhöhen und negative Dinge „klein zu halten“. Und ich als ein zum Pessimismus neigender Mensch bin gern von Optimisten umgeben. Also gibt es auch zum Pessimismus neigende Randonneure? Ein real existierender Widerspruch in sich…

Die Inspiration zu diesem „Tag davor“-Bericht überfiel mich, als ich in unserem Keller ein an meinem Rennrad noch nie gesehenes Ausrüstungsteil befestigte. Während dieser Tätigkeit hörte ich durch die geschlossenen Gitterrostfenster ein Geräusch, glucksend, gluckernd, platschend, triefend, das mir sofort sagte, dass draußen gerade Sturzbäche vom Himmel fielen. Nein, das war schon kein Regen mehr, das hörte, ja fühlte sich an wie eine geschlossene Wasserwand.

Ich war in den letzten Zügen der Vorbereitung für unser Audax-Freiburg 400er Brevet. Na, das fing ja gut an, die erste, etwas größer angelegte Tour und dann das. Der Wetterbericht für heute war aus Radlersicht katastrophal zu nennen, (genau das, was sich da draußen gerade abspielte) mit leichten Tendenzen zur Besserung für morgen. Na, das Sonnenschein-Image von Freiburg würde in den Köpfen der siebzehn angemeldeten Teilnehmer wohl unwiderrufliche Schäden bekommen.

Siebzehn fest angemeldete Teilnehmer – jeder, der bei diesem Wetter auch nur daran denkt aufs Rad zu steigen, muss einen gewaltigen Hau haben. Ich kann mich ja dafür entschuldigen, ich muss ja, quasi „von Amts“ wegen.

Siebzehn angemeldete Teilnehmer – wie viele von denen werden sich das antun? Andererseits – die Hoffnung stirbt zuletzt – was heute runterkommt, kann morgen schon nicht mehr vom Himmel prasseln. Aber der ganze Juli 2009 hat uns gezeigt, dass die im Himmel gespeicherten Wasserreserven unerschöpflich sind und es scheint mir momentan, alles kommt gerade hier, heute und morgen runter.

Wenn morgen überhaupt jemand zu unserer Fahrt antritt, können wir uns glücklich schätzen – oder fluchen, weil wir uns dann wohl genötigt sehen werden, selbst zu fahren.

Die Frage des „Warum“ stellt sich in solchen Momenten irgendwie dringender als sonst. „Weil es die anderen Tun“ – das war bisher ein schwacher, aber immerhin haltbarer Punkt. „Weil ich nun sowieso schon mal die lange Anfahrt hinter mir habe, da kann ich auch gleich fahren“, ein anderer. Nun, seit ich so was mit organisiere und auf die Beine stelle, fallen diese Gründe weg. Schließlich würde diese Tour nicht stattfinden, wenn Walter und ich dies nicht gewollt hätten.

Nun kann ich sagen, ich muss ja mitfahren, weil ich das alles mit angeregt habe. Somit dreht sich die Begründung des „Warum“ im Kreis. Wieder und wieder. Na ja, es gibt ja noch andere, klügere Köpfe als den meinen, ich habe ja morgen vielleicht genügend Zeit, mal Andere zu fragen - aber ob das gut kommt, wenn ich morgen früh um fünf so nach dem Motto „sag mal, warum machst Du den ganzen Quatsch hier überhaupt“ mit meiner Recherche anfange, wage ich zu bezweifeln. Außerdem muss ich ja nun als Mitveranstalter eisernen Optimismus ausstrahlen und so tun, als wüsste ich, was ich da tu…

2009 Bodensee-BrevetAber die Frage des „warum“ wird sich morgen nicht klären werden, weil ja sowieso kein vernünftiger Mensch kommen wird und darum geht es mir ja schließlich, um eine vernünftige Begründung.

Ein letztes Mal begutachtete ich zweifelnd das neu montierte Schutzblech an meinem Hinterrad.

Mehr kann ich wohl nicht tun.

18.07.09 ca. 06:00, Spirzenkehre

„Was hast Du da gestern wieder für einen unsäglichen Mist geschrieben – das kannst Du auf keinen Fall veröffentlichen!!“

Dies ging mir durch den Kopf als ich mit Gerd in einer Kehre auf Emily wartete. Das keuchende „Hauptfeld“ der Mitstreiter war schon durch, die Stille absolut. Weiter Blick ins Tal, der dunkle Wald aufgelockert und aufgesplittert durch die so schwarzwald-typisch saftig-grünen Matten, die einst die Vorfahren und Gründer der einzelnen, mächtigen Bauernhöfe in unendlich mühsamer Arbeit dem Wald abgetrotzt und die folgenden Generationen erhalten hatten, um ein paar Stück Vieh und sich selbst zu ernähren. Weiße Nebelschwaden hingen noch in Wipfeln fest, zogen vom Tal herauf oder wurden vom Wind ins Tal gedrückt, je nachdem wie es dem stärker werdenden Wind gerade einfiel. Wir waren gerade auf neunhundert Metern, weiter oben, auf Elfhundert, dem höchsten Punkt der Straße würde der Nebel dicht und ein bisschen höher undurchdringlich sein. Kein Laut. Unerschütterliche Ruhe. Gerd und ich schauten uns an. Wir brauchten kaum Worte, sein Blick sagte mir, dass er diese Landschaft ebenso empfindet und spürt, dass wir gerade gemeinsam in den herrschenden Schwingungen, Strömungen und Stimmungen uns treiben lassen.

Momente, die verbinden. Augenblicke, die bleiben.

Wir sahen Emily zu, von oben, ein nur kleiner Punkt der Bewegung, der in ähnlicher Geschwindigkeit wie die ziehenden Nebelschwaden, wie von unsichtbarem Band gezogen, sich höher und höher schraubte. Emily mit ihrem Stahlrad, 42-16 fixed gear ohne Freilauf (für Nicht-Experten: Rad ohne jede Gangschaltung, ohne Freilauf, d.h. man muss immer mittreten) kämpfte noch weit unter uns mit der 12%-Rampe des Spirzen. Er hielt hart dagegen, konnte sogar noch einmal leicht steigern, hatte dann aber endgültig sein letztes Pulver verschossen und Emilies Siegerlächeln strahlte uns entgegen.

Kalt war uns geworden, sehr kalt, während wir feucht und durchgeschwitzt so standen. Schwarzwald im Juli, vielleicht knapp 10°C und so waren wir froh, dass es noch ein bisschen bergauf ging, bevor wir uns mehr und mehr frierend in die Abfahrt stürzten. Emily hatte es da viel besser – mit einer Frequenz von bis zu 170 Umdrehungen/Minuten wurden ihre Beine nicht einmal bergab kalt. Den ganzen Tag und die darauf folgende Nacht nicht. Nie. Kein Meter ohne Kurbelumdrehung. Es wäre ein Leichtes, für Gerd, den Ingenieur, mit höchster Präzision auszurechnen, wie viele Umdrehungen nötig waren um mit 42/16 die 400 Kilometer hinter sich zu bringen. Eine nackte Zahl. Es den ganzen Tag sehen zu müssen, macht einen fast schwindlig und lässt einen an Vielem, was man doch fest zu wissen glaubte, zweifeln.

In Bräunlingen saß der Trupp der Verwegenen, die sich da morgens um 05:00 Uhr an der Johanniskirche getroffen hatten in einer Bäckerei beim Frühstück. Mein sehnlicher Wunsch, es den Anderen gleichzutun und ein Buttercroissant in einen dampfenden Milchkaffee zu tunken, wurde durchkreuzt von Gerd, der drängelte und quengelte, doch ohne Pause direkt weiterzufahren. Er wollte die ganze, noch gemütlich in der Bäckerei stehende Gruppe hinter uns lassen und somit in echter Randonneursmanier durch das kurzhalten bzw. Vermeidung der Pausen zu überholen - bevor wir durch das schnellere Tempo der Anderen unweigerlich wieder eingeholt werden würden und das Spiel beim nächsten Stopp von Neuem beginnen konnte. Emily war mir da keine echte Hilfe: „Whatever you want“ meinte sie lapidar. Und somit verblieb die Vorstellung einer Tasse dampfenden Milchkaffees in klammen Fingern, von Wärmendem im Bauch im Reich meiner Träume. Ich trotzte dem Drängler wenigstens noch eine Butterbrezel, hinuntergespült mit einem kalten Orangengetränk ab, ein Vorgang , der sich inklusive Bezahlung in weniger als einer Minute abzuspielen hatte.

Ich weiß nicht, ob es eine weibliche Form von „Randonneur“ gibt, weiß nur, dass man sich diesen Titel unabhängig von Geschlecht, Alter und Herkunft zulegen kann. Und doch sind es meist männliche Radfahrer jenseits von fünfunddreißig Jahren, die sich dafür interessieren. „Seattle Randonneurs“ stand auf einem von Emilies dicken, wollenen Trikots, das sie durch ein anderes, noch trockenes dickes Wolltrikot ersetzte, sobald es die Nässe trotz Regenjacke nicht mehr komplett aufsog sondern begann, sie direkt in ihre Radhose weiterzuleiten. Das schwere, nasse, vollgesogene Teil verschwand nach Auswringen wieder in den unergründlichen weiten Tiefen Ihrer selbstgenähten Satteltasche, was deren Gewicht wohl nicht unerheblich steigerte. Wie oft sie diesen Vorgang noch hätte wiederholen können, weiß ich nicht. Jedenfalls sah ich an Emily an diesem Tag drei verschiedene Wolltrikots. „I am a very fashionable woman“ „Oh yes, sure you are“ – was sonst hätte ich antworten können? Mein allererstes Wintertrikot, vor einst 29 Jahren vom Lehrlingsgehalt stolz abgezwackt, stammte aus genau diesem Material und ich denke mit Grausen zurück an die Momente als es sich vollgesogen und eiskalt eng an mich schmiegte. Es dauerte nach Waschen mindestens einen vollen Tag in einem geheizten Raum bis man auch nur daran denken konnte, es wieder zu verwenden.

2009 Bodensee-BrevetIn Konstanz Einkauf in einem Türkenladen: Feta-Käse, Fladenbrot, Kirschen, Bananen, Pfirsiche, Oliven, Schokoriegel , Türken-Cola , 1 Liter Milch + Joghurt für Emily – erst als Gerd vorschlug, etwas von dem in Chili eingelegten Käsebrocken mit Auberginen und verschiedenem Exotischen zu nehmen – „Ist aber sehr scharf“ sagte die Bedienung „Ja, das mag ich“ meinte Gerd, wendeten Alfred und ich mit Grausen ab und stoppten unsere Einkaufsorgie. Beim Verlassen des Ladens hörten wir nahe und näher kommend laute Tanzmusik, der „Christopher-Street-Day“ drohte uns zu überrollen. „Kette rechts, die Schwulen“ schrie Gerd über den ganzen Platz, hastete zu seinem Rad und gab Stoff.

Am Bahnhof dann quetschte sich das gesamte Hauptfeld der Audax-Freiburg Ausfahrt unter einem nicht allzu breiten Vordach im wieder beginnenden Schauer, Reste von kümmerlichen Bäckertüten in der Hand. Wir vier wurden auf unsere an den Lenkern hängenden prallen Plastiktüten angesprochen. „Wieso, sind doch ganz normale Verpflegungsbeutel…“

Die Gruppen hatten sich geteilt, es machte keinen Sinn mehr, zusammen zu fahren, zu verschieden waren unsere Rhythmen und Geschwindigkeiten. Jetzt waren wir es, die fett Pause machten. Alfred wechselte seine heruntergeschrubbten Bremsbeläge, wir drei anderen machten uns schon einmal auf zur Seepromenade, setzten uns auf Plastiktüten und genossen „the romantic scenerie“ bis die nächsten Regengüsse der Romantik am See ein endgültig ein Ende bereiteten.

2009 Bodensee-Brevet 3Wir fuhren wie „gestandene Randonneure“. Gleichmäßig, stetig, ruhig. Landschaften wechselten, Flüsse wurden überquert, Anstiege überwunden, Schauer und Regengüsse überstanden, hunderte Witze angehört, die einem in den Anstiegen fast die Luft nahmen, ein paar Tankstellen um viel Junk-Food und mindestens 3 Liter Milch erleichtert (Emily), unterdessen rollte Kilometer um Kilometer Landstraße unter uns weg, es wurde dämmrig, eine trockene Nacht kündigte sich an, (eine totale Fehleinschätzung), es wurde vollends dunkel, wir zogen Bilanz und fingen an, in der fast dreißig Kilometer dauernden Abfahrt nach Wolfach zu rechnen. Oh Shit, das könnte echt knapp werden, wenn wir so weiterfuhren. „Weber´s Weinstube“ schließt um 03:00 Uhr nachts. Emily trödelte gerade neben Alfred her, Wortfetzen von Bike Club Boston, Brevet, Cycling hier und Cycling da drangen an mein Ohr. „Sorry, Emily to disturb you, but if we want to have a beer, we have to move a bit faster. It´s getting pretty close, very close”. Schlagartig verstummte der Wortschwall und das Tempo erhöhte sich sofort um 8km/h auf 34. Die vorher sinnlos verpuffende Energie wurde unmittelbar an den richtigen Ort geleitet: die Beine wirbelten wieder. Ja, bleibt eng, sehr eng, könnte aber klappen.

„Go for a beer“ war das Motto der Stunde und wir kurbelten als ginge es um das Zeitlimit von 90 Stunden für das Erreichen des Ziels bei Paris-Brest-Paris. Wir hatten ein Ziel, ein konkret fassbares Ziel, das uns beschäftigte und die beginnende Müdigkeit zumindest etwas verscheuchte.

2009 Bodensee-Brevet 4Die steilen Rampen des allerletzten Anstiegs zum Landwassereck. Emily kreuzte die Straße von einer Seite zur anderen, wurde langsam und langsamer, drückte und kämpfte mit allem was noch an Kraft in diesen Beinen war. Gerd und ich waren vorgefahren. Vorne am Landwassereck stoppten wir. Jetzt untätig wurden wir müder und müder. „Schau mal in den Himmel!!“ Stirnlampe aus, alle Radlichter aus. Wir sahen direkt ins Universum. Milchstraße, Sternenhimmel. Den ganzen Tag Regen, Wolken, Nebel, mit nur kleinen, blauen Löchern und nun war der Vorhang von Zauberhand weggezogen und wir schauten Richtung Unendlichkeit bis mir der Nacken wehtat. Wieder diese Ruhe, die wir schon heute, nein, es war ja gestern Morgen empfunden hatten.

Momente, die bleiben.

Ich legte meinen nagelneuen Helm auf den Teer, das kratzende Geräusch, als ich meinen Kopf darauf bettete, sagte mir, dass ich das besser nicht hätte tun sollen.

Nun schaute ich bequem nach oben aber nach zwanzig Sekunden schon war plötzlich alles schwarz. Woher kam nur kam diese Dunkelheit? Gerade noch schaffte ich es, die Augen wieder aufzureißen und aufzuspringen, bevor es zu spät war, ich hatte bereits angefangen, diese Realität zu verlassen. Lichter tauchten auf, Emily wollte durchrauschen. „Stop, Emily, Stop !!“ „What´s happened ?“. „Turn your light off and look to the sky“ „Whow, that’s great“. Ich war Emily für diesen Stop dankbar. Von unseren Stirnlampen geblendet, wären wir wahrscheinlich grad so durchgerauscht – wie sie selbst übrigens auch. Wir gönnten uns noch ein paar intensive Momente der Ruhe, Ahnung der Unendlichkeit – besser einen Sternenhimmel über sich als ein Bier am Horizont.

Nun aber ging es ums Ganze. Unser Ziel hatten wir in den Rampen des Anstiegs wohl wegen der beginnenden Blutleere im Kopf fast vergessen, ging es doch nur noch darum, den nächsten Meter zu überstehen, nun in der Abfahrt, näher kommend, wurden die Weizenbiere um die wir kämpften wie die Berserker immer größer und greifbarer. Noch nie hatte ich bisher auf Brevets ein Handy benutzt, oft hat man mir gesagt, in einem Notfall sei ein Handy praktisch. Jetzt war er da.

Wir riefen bei „Weber´s“ an. „Hallo, wir sind Radfahrer, sind unsere Freunde noch bei Ihnen ?“ Ja, sicher, aber wir schließen bald.“ „Ist doch gar nicht so schlimm, sagen Sie Ihnen nur, dass wir noch unterwegs sind, wir sind kurz vor Waldkirch“. Die Hintergrundgeräusche ließen Hoffnung aufkeimen – da war noch ganz schön was los. „O.K., mach ich”.

„It´s too late, isn´t it ?“ fragte mich Emily, als Gerd und ich sie wieder eingeholt hatten. “We have a good chance, our friends are knowing know, that we are coming, and I am sure, they will not leave the place until we get there.”

Wir rasten die nächtlichen, unübersichtlichen Radwege entlang, bis Alfred meinte: “Urban nimm etwas Tempo raus, wegen der Sicherheit” Alfred, immer vernünftig, sachlich, überlegt, den Überblick bewahrend. Er würde nicht einmal für ein Weizenbier einen Sturz oder sein Leben riskieren. Vielleicht hat er recht.

Wir fuhren quer durch die Fußgängerzone, umkurvten und stießen durch Gruppen und verstreute Haufen von mehr oder weniger alkoholisierten Jugendlichen im berühmten „Bermuda-Dreieck“. Alfred machte sich etwas Sorgen und Gedanken um die heutige Jugend in Verbindung mit Alkoholkonsum während ich mich auf das eine oder andere Weizen in „Weber´s Weinstube“ freute.

Alle waren sie noch da, alle – und sie hatten gut vorgearbeitet. Überaus herzlich und nett wurden wir – inzwischen regnete es draußen wieder – nassen, verdreckten und verschwitzten Gestalten von der Bedienung begrüßt und sie fragte uns nach unserem Begehr. Last Order, wir hatten es geschafft.

„Zwei Weizen für Jeden“ rief Gerd schon von Weitem und sie notierte und wollte sich wieder abwenden. „Halt, Stopp“ rief ich, ich hatte an ihrer nicht adäquat stattfindenden Reaktion gesehen, dass sie da was nicht richtig verstanden hatte. Zwei Weizen, aber für Jeden, das macht 2x4+2 Reserve, d.h. 10 Stück insgesamt !! Jetzt erst fragte sie nach, jetzt erst hatte sie verstanden. „Was, zehn Bier für 20 Minuten ?“ „Korrekt“.

Jetzt hatten wir es. Wir hatten es geschafft.

„Weber´s Weinstube“ ist ein wirklicher Tip wohl nicht nur für jeden spät heimkehrenden Radler. Die Stimmung unter uns wurde ausgelassen und ausgelassener bis die Rolläden des Ziels des Tages herunterrasselten. Zehn leere Bierflaschen und Anderes standen da noch verdutzt und leer auf dem Tisch.

Die Fragen des Vortages des Brevets stellten sich nicht mehr, auch wenn sie weiterhin unbeantwortet bleiben. Oder doch nicht? Vielleicht werden sie irgendwann, bei einem unserer nächsten Brevets oder Ausfahrten geklärt, vielleicht zusammen mit dem Einen oder Anderen, von denjenigen, die sich durch schlechte Wetterprognosen unverständlicherweise hatten abhalten lassen.

Bis dann, wir machen weiter.

Urban