ulrich sälzle aus forchheim

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„Belchen satt“ / am Wetter lag es nicht

Hallo Walter und Urban,

hier eine kurze Rückmeldung zum "Belchen satt".
Nach langem Warten auf eine Schönwetterlücke bin ich am Mittwoch den 24.Juni mit drei Tagen Zeitguthaben gestartet. Wohl ahnend der Mühen die mich erwarten werden hab ich mich ja schon als Tourist angemeldet.
Als solcher war ich dann auch unterwegs. Die Rechnung und der Plan waren folgende : von 600 km geht es die Hälfte bergauf, bleiben also 300 km zu fahren, der Rest rollt von alleine nach unten. Wenn ich die 300 km auf drei Tage verteile , bleibt also ein beschauliches Maß von 100 km übrig. Da diese 100 km von mir aber zum Teil nicht schneller als im Wandertempo zurückgelegt wurden , war mein Zeitbedarf enorm.
So bin ich am Mittwoch , von Freiburg aus gerechnet , nicht über 175 km und damit bis zum Weissenstein gekommen. Die moralische Rettung waren die 30 km Anfahrt von Forchheim...also doch 200 km ! Nach einem Teller Rösti und einer angenehmen Nacht im Kurhaus Weissenstein, ging es dann um 6 Uhr am Donnerstag weiter.
Da waren die Beine aber schon auf Wandertempo eingestellt und es war erschütternd wie lange es gedauert hat auf dem Chasseral anzukommen. Genial und beeindruckend dafür die Landschaft und das Panorama.
Auf dem Chasseral angekommen , da war schon wieder fast ein halber Tag vorbei,
keimte der Verdacht das ich eventuell einen Tag zu wenig Zeit eingeplant hatte und ich am Freitag wahrscheinlich in den Tiefen öder Höhen der Vogessen feststecke.
Da der gegenüberliegende Mont Soleil zwar deutlich kürzer als der Chasseral war aber sich an dem Tempo und der durchschnittlichen Hangneigung nichts geändert hat, war also schon fortgeschrittener Nachmittag als ich in Saigneléger ankam. Die vielen Stopps um Kalorien nachzuladen will ich mal als zeitfressenden Faktor ganz vorne draußen lassen, da kann man sich in der Schweiz wirklich nicht beklagen. Da mein Packvolumen schon ausgereizt war mit all den Sicherheits - Kalorien und was man halt sonst noch braucht zum Fahrrad fahren , graute mir in zunehmendem Maße vor der Versorgungslage im französischen Teil des Jura und Lure schien unendlich weit zu sein.
Im Coop in Saigneléger musste ich die Situation also neu durchkalkulieren und beschloß es mit einem halben "Belchen satt" gut sein zu lassen. Hier kamen mir die Anfahrtskilometer von Forchheim nach Freiburg wiederholt moralisch zu gute, da der Tacho bereits über der
300 er Marke zählte.
Plan B wurde entwickelt und die Rückfahrt über Delemont und den Jura , via dem Bölchen Brevet , stand als Alternative zum Verhungern im Jura und einem fehlenden Wandertag in den Vogessen im Raum.
Tja und jetzt sitz ich daheim , bin in den vergangenen 2 Tagen knapp 500 km mit 9000 Höhenmetern gefahren , bin um einiges schlauer geworden was Zeitmanagement bedeutet und wie man mit Schneckentempo umgeht.
Ein kleines witziges Detail hat sich am Aufstieg zum Chasseral abgespielt. Da meine durchschnittliche Geschwindigkeit nur knapp über einem flotten Wandertempo lag und von Fahrtwind also sicher nicht die Rede sein konnte hat sich eine Hundertschaft von Mücken um mich versammelt und mir begeistert zugebrummt , während sich eine andere Hundertschaft von Mücken darum bemüht hat mich in Form von lebendem Ballast wieder ins Tal zurückzuziehen. Im Stillen hab ich gehofft das vorbeifahrende / abfahrende Radler so mit bremsen und der Strasse beschäftigt sind und von daher nichts von dieser Schmach mitbekommen. Dem war aber nicht so ; als ich dann selber mit Abfahren dran war hatte ich dieses Spektakel bei einem anderen Kollegen mit Freuden beobachtet.

Fazit :
mindestens 4 Tage für den sportlichen Touristen
grössten Respekt all denen die als Randonneure durchfahren
die Strecke ist landschaftlich grossartig
irgendwann werde ich den fehlenden Teil noch abfahren bzw. hochfahren

herzliche Grüsse
Ulrich Sälzle