Belchen satt - April 2015

Autor
Tobias Jandt
Datum
02.05.2015

Dies ist der Film, den mein Auge sah, mich selbst in einer Ecke und ich erschrak.

Dies ist der Film den nachts im Traum mein Auge sah, mich selbst in einer Ecke und ich erschrak.

Urban hat schon mal den deutschen Belchen 2 Tage vorher erkundet, sah nach Fussmarsch aus. Laut den Webcams sollten aber die Gipfel frei sein. Von daher stand der Expedition nichts im Wege.

BS 2015Nachts um 1:15 machten wir uns auf den Weg, die Belchen in Angriff zu nehmen. Wir wollten sie alle erobern.

Schauinsland, Deutscher Belchen, Schweizer Belchen, Weissenstein, Chasseral, Col de Servance, Col du Page, Grand Ballon, Petit Ballon und wie sie alle heißen.

Wir heißt: Ben Urbanke und ich.

Aber bereits nach 32km wird man auf den Boden der Tatsachen geholt. 20% Steigung am Wiedener Eck. Aus der Erfahrung heraus habe ich mittlerweile Kompakt mit einer 32 Kassette montiert. Nachdem das gemeistert wurde, kam der deutschen Belchen, der Fussmarsch verkürzte sich auf rund 150m. So brachten wir den Schwarzwald recht schnell hinter uns. Aber kalt war es - 0 Grad. BS 2015In einer Bäckerei gabs dann ein wenig Wärme. Jetzt folgte die Schweiz. Es ist gut die Schweiz bei Tageslicht zu fahren. Viele kurze steile Abfahrten. Die Sonne kam heraus und die Strapazen der Nacht waren doch schnell vergessen. Chilchzimmersattel ging auch noch recht flüssig. Bis hierhin waren es nur 140km, aber schon 4000Hm. In dem langgezogen Tal zum Weissenstein haben wir uns ein Nickerchen gegönnt. Ein verlassenes Restaurant mit ein Stück Wiese war das Richtige für den Powernap.

BS 2015Jetzt sollte der schlimmste Pass folgen. Weissenstein von der „flachen“ Seite. „Wie kann ich mir den vorstellen?“ „Konstant gerade, konstant steil.“ „So ein Pass hab ich noch nie erlebt.“

Es ist Segen und Fluch zugleich, wenn man weiß was kommt. In und kurz nach Grenchen machten wir Pause beim Lidl und der 2.Powernap im Schatten mussten uns wieder zu Kräften kommen lassen, um dann nach höheren streben zu können.

BS 2015Oben auf dem Chasseral hatten wir perfekte Sicht Richtung den Schweizer Seen und den Alpen. Ich drängte, damit wir noch im Hellen die Doubs Schlucht fahren könnten, wäre ja zu schade, dieses Highlight im Dunkeln mitzunehmen.

BS 2015Es war nicht möglich das Kontrollfoto von La Goule machen zu können. Absperrgitter, Asphalt der Brücke abgetragen und dahinter war ein Spinnenbagger, wieder Absperrgitter, das mit dickem Draht verbunden ist. Eine freie Fläche für die Bauarbeiter und dann wieder ein Absperrgitter. Selbst zu Fuss gab es kein Durchkommen. Die Gitter gingen den Hang hinunter. Keine Chance. Was tun?

Der Blick aufs Navi verriet uns, das es entlang der Doubs ein Wanderweg gibt. Ich tippte auf rund 7km bis dann der nächste Ort kommt, um über die Doubs zu kommen. Randonneur heißt doch auch wandern, also fuhren und wanderten wir uns aus dieser Situation.

Es ist wohl wichtig immer Herr der Lage zu bleiben. Diese ganze Aktion, um über den Fluss zu kommen hat uns 1h30min gekostet. Wir waren ganz schön froh, dass wir auch das gemeistert haben. Wir beschlossen, das Urban künftig die Strecke doch abfahren solle - gehört ja schließlich zum Service dazu.

BS 2015In Glainans legten wir dann wieder ein Schläfchen ein. Die Regenjacke wieder als Decke benutzt und weiter ging es Richtung Lure. An einem überdachten Supermarkt haben wir dann wieder ein Powernäppchen eingelegt. Wir beschlossen dann in Lure nochmal eine Runde in einem EC-Hotel zu schlafen. Erste Bank und zweite Bank wollte uns nicht reinlassen, dafür war die dritte Bank freundlicher gesinnt. Offene Tür, ordentlich warm und das Licht blieb aus. Wenn wir das vorher gewusst hätten.

In der vierten Runde denke ich daran.

Der dritte Akt - Vogesen.

Das Tröpfeln fing an. In Servance haben wir einen kleinen beschaulichen Bäcker ausfindig gemacht. Paris-Brest muss man einfach mal probiert haben. Ein weiterer Kunde begrüsste auch uns. Wir machten ihm verständlich, dass wir aus Freiburg kommen. Er sprach dann auch ein wenig deutsch. Seine ersten Worte: „Es regnet und morgen auch.“ Willkommen in den Vogesen. Rauf zum Servance. Rauf zum Ballon Alsace im Regen, rauf zum Col du Page. BS 2015Am Fusse des Grand Ballon legten wir nochmal eine ordentliche verdiente Pause ein. Rauf zum Petit Ballon, war diesmal irgendwie zäh. So lange man fährt kommt man doch dem Ziel näher. Das Wetter wurde besser und der Col du Firstplan war auch Geschichte.

Es ist jedesmal eine Befreiung, wenn man aus dem Wald kommt und dann das Rheintal sieht. Ganz gemütlich und ohne große Aufregung ging es durch das Rheintal. Wir ließen das vergangene Revue passieren. Wir waren Stolz, dass wir auch diese Prüfung meisterten.

Dies ist der Film, den mein Auge sah, mich selbst in einer Ecke und ich erschrak.

Dies ist der Film den nachts im Traum mein Auge sah, mich selbst in einer Ecke und ich erschrak.

Mal schauen von was ich beim vierten Durchgang träume.

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