Bölchenbrevet am 4.5.19

Autor
Philip Hinüber
Datum
08.05.2019

Diesmal also der fiese Bölchen 2 Brevet. Wieso ich mich immer wieder für die knackigere Variante anmelde? Weil zum Zeitpunkt der Anmeldung die Quälerei noch nicht realistisch nah genug da ist und vor allem der eine Satz in der Streckenbeschreibung mich immer schnell das Häkchen bei Variante 2 machen lässt: „Insgesamt ist die Strecke wohl um einiges verkehrsärmer als Bölchen 1“. Safety first

Die Stimmung am Morgen ist noch ausgelassener als sonst, vielleicht ist dies auch die fatalistische Einstellung den schlechten Wetterprognosen entgegen. Ein ziemlicher Schreck ist dann ein unschöner Crash einer Randonneurin gleich zu Beginn des Brevets, der mich noch eine Weile beschäftigt auf der Fahrt den Schwarzwald hoch, als ich schon deutlich hinter dem Hauptfeld liege.

Am Rinken oben dann schon unerwartet früh der erste Niederschlag, in Hagel übergehend. Ich ziehe relativ bald meine Regengarnitur an, da ich bei den tiefen vorausgesagten Temperaturen auf keinen Fall mit nassen Sachen unterwegs sein will.

So geht es weiter alleine nach St. Blasien, wo ich erschrocken feststelle, dass ich keine Stunde mehr zum Zeitlimit habe. Liegt das an meinen wenigen Kilometern dieses Jahr oder den vielen Höhenmetern auf den ersten 60km?

Angenehm bergab durchs Schwarzatal geht es zunächst mit Volker, dann mit Selmar und Johannes und einer weiteren Randonneurin. Nach dem sympathischen Radladen dann durch das autoverstopfte Waldshut mit Thomas, Selmar und Volker in Harmonie Richtung Frick.

Mir graut es vor dem Anstieg zum Bölchen, für mich sind diese 30km die härtesten aller Freiburger Brevets. Immerhin spielt das Wetter noch mit, doch nicht mehr lange.

Auf dem Schotterstück muss ich 2 Mal anhalten, um zu essen und durchzuatmen, obwohl es nun keine 3 Kilometer mehr bis zu den Nudeln im Bölchenhaus sind.

Der nun einbrechende Hagel mit Sturm beeindruckt mich dagegen nicht, ich muss lächeln, wie die Natur sich anscheinend Mühe gibt, mich vom Gipfel zu halten. Aber die Aussicht auf ein warmes Bett am Ende des Tages(Nacht) und die Erfahrungen vom 300er vor 3 Jahren und insbesondere vom letztjährigen Mt-Ventoux-Brevet lassen mich den Schmerz im Gesicht durch das Eis geniessen.

Essenspause im Belchenhaus, dann mit Martin weiter ab Kilometer 140.

Bölchen-BrevetDas Wetter ist nun in Schneefall übergegangen, am Chilchzimmersattel ist alles weiss. Immer wieder muss ich mir die vereisten Schneeflocken von der Brille wischen, damit ich wieder sehen kann. Auf unserem Weg zum Scheltenpass überlege ich, wie schnell die Schweizer Strassenwacht wohl damit ist, einen Pass zu sperren, da es nun bedenklich weiss um uns herum wird. Auf der Passhöhe angekommen, versagen Martins Bremsen immer wieder den Dienst. Keine gute Bedingung, um eine mit Schneematsch vereiste Passstrasse herunter zu fahren. Kurz darauf ist es dann auch bei mir so weit, dazu hakt nun auch die Schaltung immer wieder. Mit etwas Bewegung gehen die Bremsen nun ab und zu wieder und wir rollen im Schritttempo durch den Schneematsch die Passstrasse nach Delemont runter.

Dort ist die übliche Tankstelle geschlossen, so dass wir unter belustigten Blicken der Heranwachsenden grosse Pfützen von herabfallenden Eis-und Schneeschichten unserer Kleidung im McDonalds hinterlassen.Man gibt in Regensachen auf einem Brevet einfach keine gute Figur in der Öffentlichkeit ab.

Nach Delemont kommen die von mir geschätzten Streckenabschnitte durch das Schweiz-Französische Grenzgebiet. Allerdings hatte ich die Anzahl der Höhenmeter nicht mehr in Erinnerung.

Später treffen wir auf Claude und Markus und fahren eine gute Weile harmonisch zusammen.

Martin und vor allem ich benötigen noch einmal eine Essenspause, danach fahren wir zu zweit mit einer Gruppe mit, die aber nicht harmoniert, so dass wir uns entscheiden, alleine weiter nach Bremgarten zu fahren.

Dort noch ein letzter Imbiss und die Einfahrt nach Freiburg. Nachdem ich während des Brevets schon immer wieder über das Ende der Saison für mich und ein DNS für Paris nachgedacht habe, überlege ich kurz, mir von St. Georgen aus den Weg zum Augustiner einfach zu sparen und direkt nach Hause unter die warme Dusche zu fahren. Aber nein, natürlich nicht.

Irgendwie fahre ich Martin einfach hinterher und wir kommen unter Applaus im Augustiner an.

Die Stimmung ist hier diesmal noch familiärer und herzlicher als sonst, und alle wissen, dass es heute ein besonderer Tag war.